Von innen nach außen
Nun sind wir bei den äußeren Zielen angekommen, bei den Dingen, die du zu Beginn aufgeschrieben hast. Und auch diese sind wichtig. Ein Freund sagte mir einmal, er hat das Gefühl, dass es bei diesen Selbstfindungsgeschichten am Ende darum geht, wie ein Fleischsack auf dem Sofa zu hocken und die Tapete anzugrinsen, wenn das innere Ziel erreicht ist, weil man dann ja voll präsent im Moment ist und alles andere unwichtig wird. Das sehe ich etwas anders. Ich meine, klar, die Menschen, die sich zum Beispiel für ein Leben im Kloster entscheiden und große Teile ihres Tages mit Beten oder in Meditation verbringen, entscheiden sich für ein solch ruhiges, in sich gekehrtes Leben. Aber das ist sicherlich nur etwas für einen kleinen Teil der Menschheit.

Die Kategorien des Lebens gehören zu den äußeren Zielen. Sie umfassen das, was du im Leben erreichen willst. Und das ist natürlich auch wichtig. Es geht hier nicht darum, was richtig und falsch ist, sondern viel mehr darum, warum du etwas tust. Der Grund ist entscheidend. Die äußeren Ziele dürfen nie den Stellenwert für dich einnehmen, dass sie dich „komplett“ oder glücklich machen. Du musst auch kein „besserer Mensch“ werden. Da spricht das Ego in dir, oder auch ein negativer Glaubenssatz. Oder die Sucht nach einer kurzfristigen Befriedigung, die du mit „Glücklichsein“ gleichsetzt. Sich zu verbessern, voranzukommen in Beruf und Hobby, eine Familie zu gründen oder was auch immer sind alles Dinge, die das Leben lebenswert machen. Nur: Du brauchst sie nicht, um glücklich oder ein guter Mensch zu sein.
Stelle dir deshalb die Frage, warum du etwas erreichen willst. Klar, das Erreichen deiner Ziele macht dich glücklicher in einer gewissen Art und Weise. Aber es darf nie bestimmen, ob du zufrieden mit deinem Leben bist oder nicht. Es sollte nicht von außen, durch deine Mitmenschen oder die Gesellschaft, gesteuert werden. Und mit Sicherheit bist du auch ohne deine Ziele zu erreichen ein guter Mensch. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht: Wenn du weißt, warum du auf etwas hinarbeitest, fällt die Arbeit viel leichter, macht mehr Spaß. Oder du merkst, dass es vielleicht gar nicht dein Ziel ist, sondern das deiner Eltern oder weil du einfach denkst, dass etwas so und so sein muss. Und du bisher vielleicht einfach nicht den Mut hattest, das zuzugeben.
Wenn du für dich erforscht hast, was du warum erreichen willst, nimm dir erneut die Kategorien des Lebens vor. Wir wollen diese 3 Kategorien jetzt insgesamt betrachten, also immer das komplette Themenfeld, wie wir es eingangs definiert haben. Lass uns hier versuchen, in Stufen zu denken. Ach ja, diese Stufen sind auch wieder Ideen von Eckhart Tolle:
1. Akzeptanz:
Der Zustand, den du mit allen Dingen in deinem Leben erreichen solltest ist der, den du bereitwillig akzeptieren kannst. Egal ob Arbeit, Liebe oder Selbst, wenn du nicht akzeptieren kannst, wie es ist, musst du es ändern. Jetzt, nachdem du gelernt hast, deine Gedanken und Gefühle zu beobachten, dein Ego und deinen Schmerzkörper zu erkennen, deine Gefühle zu verdauen, betrachtest du alles erneut und stellst dir die Frage: Kann ich akzeptieren, wie es ist, ohne dass es mich negativ beeinflusst? Empfinde ich vielleicht keine besondere Freude dabei, aber eben auch keine Ablehnung? Dann kann es so bleiben, ohne dass es mich stört. Und wenn es mich stört, dann ist die Frage: Warum? Fühlt sich hier nur mein Ego herabgesetzt, oder widerspricht der Zustand meinem inneren Selbst?
2. Freude:
Freude ist besser als Akzeptanz, ganz einfach. Du gehst vielleicht nicht voll auf in dem, was ist, aber du freust dich darüber. Das ist doch super, oder? Was müsste sich denn an dem, was du "nur" akzeptieren kannst, ändern, damit du dich darüber freuen könntest?
3. Enthusiasmus:
Hast du schon einmal vom "Flow" gehört? Diesem Zustand, in dem du voll konzentriert (oder eben nicht konzentriert) in dem aufgehst, was du tust oder wie es ist? Du vergisst die Zeit, bist komplett zufrieden, es gibt nichts Besseres auf der Welt in diesem Moment. Ich selbst kenne das vor allem bei der Ausübung meines Hobbys, während interessanten Gesprächen mit Freunden, beim Sex oder manchmal bei der Arbeit. Psychologen definieren diesen Flow als eine Art Schaffensrausch, in dem man so sehr in seinem eigenen Handeln aufgeht, dass man weder die Zeit, noch Gedanken oder Emotionen bewusst wahrnimmt. Man könnte sagen, man ist hier besonders tief im Moment.

Unser Ziel ist also, in allen Kategorien mindestens Akzeptanz zu erreichen. Durch das innere Ziel ändern wir unsere Einstellung und verschaffen uns einen ungetrübten Blick auf die Dinge, danach ist entweder eine Handlung zur Erreichung der äußeren Ziele nötig, oder eben auch nicht. Was allerdings komplett unnötig geworden ist, ist sich zu beschweren. Du weißt doch jetzt, wie dein Weg im Leben aussieht, also ist es nicht mehr nötig, sich über irgendetwas zu beklagen. Ändere deine Einstellung oder ändere die Umstände, aber mache nicht deinen Mitmenschen das Leben schwer, indem du dich konstant über Dinge aufregst, die komplett in deiner Hand liegen, egal von welcher Seite.
Ich selbst habe in allen drei Kategorien des Lebens "Aha-Erlebnisse" gehabt. Diese Erkenntnisse möchte ich dir abschließend für dieses Kapitel mitgeben, denn ich denke, sie können vielleicht hilfreich für dich sein. Oder auch nicht, denn in meinen Gesprächen mit Freunden, die mir einen Großteil der Dinge in diesem Buch klar gemacht haben, musste ich häufig herzlich lachen. Warum? Weil ich ab und an überrascht festgestellt habe, dass vielen anderen Menschen dieses oder jenes schon lange klar war. Mein Gedanke war in dem Moment häufig: Mein Gott, bin ich doof, warum habe ich nicht schon viel früher gemerkt?
Arbeit
Lass dich nicht von den Gefühlen anderer runterziehen. Eigentlich ganz einfach, oder? Nur, weil ein Kollege, dein Chef oder ein Kunde einen schlechten Tag hat, hat das noch lange nichts mit dir zu tun. Und wenn sie oder er seine schlechte Laune an dir auslässt, und du weißt, es ist ungerechtfertigt, akzeptiere einfach, dass die andere Person dir vermutlich nichts Böses will. Was du da hörst, sind Ego und Schmerzkörper deines Gegenübers. Er kann nichts dafür, sie ist in ihrem eigenen Film. Versuche, zu helfen, wenn du die Energie dafür hast. Aber lass dich nicht mit herunterziehen. Davon hat niemand etwas – im schlimmsten Fall verbreitest du die schlechte Stimmung nur weiter.
Das gleiche gilt übrigens auch für den Rest des Lebens, nicht nur für die Arbeit.
Ach ja: Hier versteckt sich in meiner Erfahrung vor allem für die Herren der Schöpfung ein häufiger Stolperstein auf dem Weg zum Glück. Du bist nicht deine Arbeit, es gibt noch mehr im Leben als Karriere, Geld und Autos. Dein Wert als Mensch hängt nicht davon ab, wie viel du verdienst oder ob andere dich als tollen Unternehmer sehen.
Liebe
Du brauchst niemanden, um glücklich zu sein. Keine andere Person "macht dich komplett", nicht deine Familie, nicht dein Partner, nicht deine Freunde. Dein Glück ist deine Sache. Klingt asozial, sagst du? Nach emotionaler Kälte und Egoismus? Es ist genau das Gegenteil. Ich möchte hier nicht deine romantischen Vorstellungen kaputtmachen, nur eine andere Perspektive aufzeigen. Wenn du der Meinung bist, dein persönliches Glück hängt von einer anderen Person ab, gibst du deine Macht ab. Welcher Gott tut das schon? Viel schlimmer noch, du machst jemand anderes für dein Glück verantwortlich. Du gibst deine Verantwortung ab. "Du musst mich glücklich machen". Wenn du mich fragst, klingt das ziemlich asozial. Hier ist das Ego am Werke, denn es ist doch viel einfacher, wenn jemand anderes Schuld ist, oder?
Hast du zudem schon einmal über den Begriff „bedingungslose Liebe“ nachgedacht? Die einzige Möglichkeit für dich, bedingungslose Liebe zu erschaffen ist, diese zu geben. Du brauchst niemanden, der dich glücklich macht. Du kannst aber Menschen bedingungslos lieben. Ohne Bedingung bedeutet in diesem Fall: Du erwartest nicht, jemanden glücklich zu machen. Du erwartest auch nicht, dass dich jemand „zurück liebt“. Du sendest einfach deine Liebe – mehr kannst du von dir aus nicht tun.
Selbst
Ersetze das Wort "Hobby" durch das Wort "Leidenschaft". Du hast nur eine begrenzte Zeit auf dieser Welt, und durch äußere Umstände und Pflichten ist die Zeit, die du wirklich für dich hast noch sehr viel knapper. Also finde heraus, was dich wirklich erfüllt, was deine Leidenschaft ist! Wenn du mir auf die Frage, was dein Hobby ist sagst, dass du gerne zum Sport gehst, dich aber jedes Mal überwinden musst, hinzugehen, und überhaupt das letzte Mal vor 3 Wochen da warst, dann ist das nicht deine Leidenschaft. Hinterfrage, wie du deine Freizeit nutzt. Ich bin der festen Überzeugung, jeder Mensch kann seine Leidenschaft finden. Im besten Fall ist es eine Sache, in der man "besser" werden kann. Das Gefühl, etwas zu erreichen, ist wahnsinnig erfüllend. Stell dir einfach die Frage, ob du Dinge nur tust, um dich von etwas abzulenken, beziehungsweise "leere Zeit" zu füllen, ober ob sie dich wirklich glücklich machen. Und lass dich bitte nicht von anderen Menschen abhalten! Singe, wenn du singen willst, egal ob du es kannst oder nicht. Spiele Computer, auch wenn andere es kindisch finden. Sammle Briefmarken, auch wenn andere sagen, es ist ein Hobby für alte Männer. Male, wenn du willst, oder schreibe Bücher, die niemand liest.
Es ist deine Zeit – lass dich niemals beeinflussen darin, wie du sie nutzen willst. Lasse dich nicht durch deine Umgebung definieren. Suche deine Umgebung danach aus, wer du bist oder werden willst.

Die Hausaufgabe
Hinterfrage deine Ziele. Finde heraus, was du wirklich willst, und was dir von außen "aufgedrückt" wird. Erforsche, warum du tust, was du tust. Es geht um dich, nicht um dein Ego oder um andere Menschen. Schau dir deshalb deine Aufzeichnungen noch einmal an, speziell die Notizen zu den drei Kategorien des Lebens. Auf welchen Stufen bist du gerade? Wo willst du hin? Warum willst du da hin? Vielleicht stellst du fest, dass es einen besseren Weg als den jetzigen für dich gibt, deine Ziele zu erreichen und eine Balance zwischen den Bereichen herzustellen.
Beantworte die folgenden Fragen für dich und überlege, was die Antworten für deine äußeren Ziele bedeuten:
- Was war die schönste Zeit in deinem Leben und warum?
- Wann hast du dich zuletzt so richtig glücklich gefühlt?
- Was würdest du jederzeit freiwillig tun, auch ohne dafür bezahlt zu werden?
- Was ist der größte Wunsch in deinem Leben?
Der Merksatz
Ich bin schon gut – ich arbeite nur daran, noch besser zu werden.